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7.2 Staupunkt-Anomalie
Das Phänomen, dass bei Berechnungen mit dem k--Modell in Staupunkten
unnatürlich hohe Werte der kinetischen Energie k der Turbulenz auftreten, wird von
KATO und LAUNDER [57] beschrieben. Selbige Autoren schlagen an gleicher
Stelle eine Modifikation des Produktionsterms in Gl.(7.1) vor.
Die Ursache des Phänomens lässt sich folgendermaßen beschreiben:
Im Vorgriff auf das in Abschnitt 9.2.3 angegebene Geschwindigkeitsfeld
ergibt sich für eine Potential-Staupunktströmung Gl.(9.3)
folgender Geschwindigkeitsgradienten-Tensor:
|
(7.11) |
mit
Der REYNOLDS-Spannungstensor ergibt sich daraus gemäß Gl.
(7.3) wie folgt:
|
(7.12) |
Damit ergibt sich für die Produktion, s. Term 3 in Gl. (6.15):
|
(7.13) |
Mit dem Ansatz für die Wirbelviskosiät , s. Gl. (7.4),
wird daraus:
|
(7.14) |
Die Produktion steigt also mit zunehmendem k quadratisch.
Dies erklärt den rapiden Anstieg der kinetischen Energie k der Turbulenz,
der entgegen experimenteller Erkenntnis [57] vom k--Modell
erzeugt wird.
Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass im Spannungstensor Gl.
(7.12) die Normalspannungen ungleich groß (anisotrop) sind und
dass bei genügend großem a die 11-Normalspannung auch positiv werden kann (Zug
statt Druck). Widersprüchlich ist daran, dass die Korrelation
niemals kleiner als Null werden kann.
Unplausibel ist, dass das k--Modell, das zur Schließung drei skalare
Größen k, und verwendet,
brauchbare Informationen über die Anisotropie der Normalspannungen liefern könnte.
Der Ansatz für die REYNOLDS-Spannungen Gl. (7.3) entspricht
dem Materialgesetz für inkompressible NEWTON-Fluide [110].
Dabei entspricht dem Druck p und die Wirbelviskosität
der molekularen Viskosität .
Die Anisotropie der Normalspannungen taucht demnach
auch in laminaren Strömungen viskoser NEWTON-Fluide auf.
In den NAVIER-STOKES-Gleichungen für inkompressible NEWTON-Fluide
üben die Diagonalkomponenten des Geschwindigkeitsgradienten, welche die
Normalkomponenten im Spannungstensor hervorrufen,
keine Wirkung aus, da sich der Zähigkeitsterm
nach [110] in rot(rot) umformen lässt.
Die Frage, ob eine Anisotropie der Normalspannungen in inkompressiblen NEWTON-Fluiden
auftritt, ist somit irrelevant. Erst der Produktionsterm in der Gleichung
für die kinetische Energie k der Turbulenz (Gl. (6.15))
in Verbindung mit dem Wirbelviskositätsansatz nach Gl. (7.3)
zwingt zur Beschäftigung mit dieser Frage.
Wenn das zeitlich gemittelte Geschwindigkeitsfeld einer Strömung rotationsfrei ist,
dann ist der Gradiententensor von diesem Geschwindigkeitsfeld symmetrisch.
Ein solcher Geschwindigkeitsgradienten-Tensor lässt sich auf orthogonale Hauptachsen
transformieren, so dass der Tensor im transformierten Koordinatensystem nur noch
auf der Diagonalen besetzt ist.
Man muss nun annehmen, dass in diesem transformierten
Hauptachsensystem die Diagonalkomponenten des REYNOLDS-Spannungstensors
-
gleich groß (isotrop) sind,
damit in inkompressiblen Fluiden die Produktion von k verschwindet.
Ohne Produktion klingt die Turbulenz ab.
KATO und LAUNDER [57] modifizieren den Ansatz für den
Produktionsterm, s. Term 3 in Gl. (6.15). Zunächst einmal lässt sich der
Geschwindigkeitsgradient in einen symmetrischen
und einen antisymmetrischen Teil aufspalten:
|
(7.15) |
mit
|
(7.16) |
und
|
(7.17) |
KATO und LAUNDER [57] machen den folgenden Ansatz für die Produktion:
|
(7.18) |
In einer rotationsfreien Strömung sind alle Komponenten von
.
Die KATO-LAUNDER-Modifikation führt also dazu, dass in Potentialströmungen
die Produktion in jedem Fall verschwindet und nicht nur dann,
wenn die o.g. Isotropie im transformierten Hauptachsensystem gegeben ist.
Wenn das Fluid sich im zeitlichen Mittel wie ein
starrer Körper bewegt, die Geschwindigkeiten also als Kombination einer
Translation und einer Rotation darstellbar sind, findet sowohl bei der
KATO-LAUNDER-Modifikation als auch im Standard-Modell keine Produktion von Turbulenz
statt.
Desweiteren ergibt sich in beiden Formulierungen dieselbe Produktion,
wenn nur eine Nebendiagonalkomponente des Geschwindigkeitsgradienten auftritt,
wie dies z. B. in den Testrechungen von Abschnitt 9.3.3 und 9.3.4
der Fall ist.
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Jens WYRWA * 2003-11-05