folgt: 11. Zusammenfassung hinauf: 10. Auswertung vorher: 10.2 Schlussfolgerungen


10.3 Ausblick

Wenn Differenzen zwischen Messung und Berechnung genau quantifiziert werden sollen, ist die Informationsübermittlung via Literatur in vielen Fällen nicht ausführlich genug (s. auch Abschnitt 9.4.3). Wissenschaftlich ergiebiger ist es, wenn eine enge personelle und organisatorische Verknüpfung zwischen Experiment und Berechnung hergestellt wird, wie dies auf dem ,,9th ERCOFTAC Workshop on Refined Flow Modelling`` [32] der Fall gewesen ist.

Auch wenn die im Ästuar selbst durchgeführten und durchführbaren Messungen nicht vollständig und genau genug sind, um ein numerisches Modell in toto zu verifizieren, so stellen die vorliegenden und aus der laufenden Bewirtschaftung der Ästuare resultierenden Messungen und Erfahrungen doch wichtige Mosaiksteinchen dar. Um diese in ein größeres Bild einsetzen zu können, ist es erforderlich, diese Erkenntnisse zu sammeln, systematisch zu archivieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten. Eine kontinuierliche wissenschaftliche Begleitung der laufenden Planungs-, Bau- und Unterhaltungsarbeiten wäre wünschenswert. Die langen Zeiträume, die diese Arbeiten erfordern, lassen sich in heute üblichen Drittmittelprojekten und Promotionsvorhaben leider nicht unterbringen.

Strömungen, in denen Deposition auftritt, scheinen instabil zu sein. Die Berechnungen von WINTERWERP [142] zeigen die Möglichkeit des Kollapses der Turbulenz, die Berechnungen im Abschnitt 9.5.3 ein sporadisches Wieder-Aufflackern. Naturbeobachtungen, welche diese Phänomene klar verifizieren oder falsifizieren, liegen nicht vor. In Laborströmungen sind diese Effekte entweder bisher nicht aufgetreten, ihre Beobachtung ist nicht mitgeteilt worden, oder es ist nach ihnen bisher nicht gesucht worden. Es ist naheliegend zu vermuten, dass o.g. Instabilität der Turbulenz von der REYNOLDS-Zahl abhängig ist. Laborversuche weisen zumeist kleinere REYNOLDS-Zahlen als die Natur auf. Kleine Störungen sind im realen Ästuar in Form von Pfählen, Bojen und Schiffahrt immer vorhanden, werden aber in Laborversuchen zumeist vernachlässigt.

Neben kohäsiven, feinen Sedimenten existieren in Ästuaren auch Gebiete, in denen überwiegend sandige Sedimente anzutreffen sind, die in weit größerem Maße als Geschiebe transportiert werden. Bisher findet die Erforschung des Transports dieser unterschiedlichen Sedimentfraktionen in weitgehend getrennten Disziplinen10.2 statt. Der Prozess der Trübungszonen-Entstehung kommt zwar einer Sortierung gleich, im realen Ästuar sind die Übergänge aber kontinuierlich. Bei der Erosion von Sand wird immer auch eine gewisse Menge an feinerem Sediment freigesetzt. Im Schlick finden sich Sandanteile, die beim Baggern mit nach oben gelangen. Die Interaktion der verschiedenen Sedimentfraktionen ist zwar nicht das Thema dieser Arbeit, aber bei Transportsimulationen, die das gesamte Ästuar abdecken, ist diese Interaktion durch Simulation mehrerer Fraktionen zu erfassen.

Der Turbulenzeintrag, der durch Seegang ausgelöst wird, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht behandelt werden.

Die Entwicklungsmöglichkeiten der Software ,,casu`` werden im Abschnitt 8.4 beschrieben.


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Jens WYRWA * 2003-11-05