Hier wird nun der Zusammenhang zur OZMIDOV-Länge als Längenskala der
Dichteschichtung hergestellt [1].
Im vorangegangenen Abschnitt
6.6 wurde bereits die Makro-Länge der Turbulenz
erwähnt. Des Weiteren wird die KOLMOGOROV-Länge als
Micro-Skala der Turbulenz eingeführt. Die MONIN-OBUKHOV-Stabilitätslänge
wird im folgenden Abschnitt näher erläutert.
Die Proportionalität:
(6.24)
mit
Dissipation
Proportionalitätskonstante,
charakteristische Geschwindigkeit der Turbulenz und
Makro-Länge der Turbulenz
ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis und die Modellierung von
Turbulenz.
Sie setzt die Dissipation zu den makroskopischen Größen der
Turbulenz ins Verhältnis.
Turbulenz ist ein 3-dimensionaler Prozess, bei dem infolge von Wirbelstreckung
große Wirbel, deren Größe von den äußeren Randbedingungen bestimmt wird, in
immer Kleinere zerfallen, bis die Zähigkeit die allerkleinsten
Wirbel dissipiert und ihre Energie in Wärme umwandelt (Energie-Kaskade).
Die Proportionalität (6.24) verbindet also die auf die kleinsten Wirbel
wirkende Dissipation mit den Kennzahlen der großen Wirbel.
RODI [104] begründet diesen Zusammenhang mit einer
phänomenologischen Erklärung, die besagt:
Wenn die kinetische Energie der Turbulenz nach vielfachem Wirbelzerfall bei
Längenskalen angekommen ist, auf welche die Dissipation wirken kann, sind diese
kleiner gewordenen Wirbel inzwischen unabhängig von den äußeren
Randbedingungen.
Die Dissipation kann den kleinen Wirbeln allerdings nur die
Energie entziehen, die bei großen Wirbeln in die turbulente
Energie-Kaskade hineingesteckt wurde6.15.
IVEY und IMBERGER [53] rechtfertigen die Proportionalität
(6.24) durch Messwerte, die auch in dichtegeschichteten Strömungen
gewonnen wurden.
NEZU und NAKAGAWA [89] geben, ausgehend von Annahmen über
die Form der spektralen Verteilung der Geschwindigkeitsfluktuationen, die
Proportionalitätskonstante K aus Gl. (6.24) als Funktion der turbulenten
REYNOLDS-Zahl , Gl. (6.23) an.
K wird erst bei hinreichend großen Reynoldszahlen konstant.
Bei kleiner werdender
wird K und damit auch die Dissipation immer größer. Die Dissipation verschlingt
also nicht mehr nur noch Energie, die ihr auf einem langen Weg durch die
Energie-Kaskade angereicht wurde, sondern zehrt bereits von den großen
Wirbeln. Damit wird auch klar, warum Turbulenzmodelle, die auf der
Proportionalität (6.24) basieren, nur für hinreichend große ,
und dies ist nach [89] erst weit über 200 der Fall,
gültig sind.
Mit Gl. (6.24) läßt sich , s. Gl. (6.20),
auch als Verhältnis von OZMIDOV-Länge
zur Makro-Länge wie folgt interpretieren:
(6.25)
wobei sich die OZMIDOV-Länge wie folgt berechnet [1]:
(6.26)
Die im vorangegangenen Abschnitt 6.6 beschriebene Erkenntnis,
dass die RICHARDSON-Zahl (Mischungseffizienz)
sich als Funktion von , also dem
Verhältnis von OZMIDOV-Länge zu Makro-Länge, auftragen lässt, führt zu dem
Schluss, dass Mischung im Wesentlichen von den großen Wirbeln hervorgerufen
wird. Aus dem steilen Abfall von hin zu kleineren lässt
sich nun schlussfolgern, dass die OZMIDOV-Länge die turbulenten Längenskalen
nach obenhin begrenzt.
Ebenfalls auf Gl. (6.24) basierend läßt sich nun die turbulente
REYNOLDS-Zahl als Verhältnis von Makro-Länge zur
KOLMOGOROV-Länge darstellen [53]:
(6.27)
Die turbulente REYNOLDS-Zahl ist somit
auch ein Maß dafür, wie groß die Spanne der unterschiedlichen Längenskalen in
der Turbulenz ist,
wobei sich die KOLMOGOROV-Länge wie folgt berechnet
[89] [106]:
(6.28)
repräsentiert damit die Abmessungen der kleinsten Wirbel.
Ein noch weiter gehender Wirbelzerfall wird von der Viskosität verhindert.
Den Vorgang des völligen Verlöschens der Turbulenz stellt ABRAHAM [1] dergestalt dar, dass das Absinken der OZMIDOV-Länge dazu führt, dass die
großen Wirbel in interne Dichtewellen umgebildet werden. Wenn der Dichteeinfluss
auch die kleinsten Skalen erreicht, dann verlöscht die Turbulenz als Prozess
3-dimensionaler Wirbelstreckung völlig, und es bleiben nur nicht mischende
Dichtewellen-Bewegungen übrig. ABRAHAM [1] gibt an, dass dieses
völlige Verlöschen der Turbulenz dann eintritt, wenn das Verhältnis
einen bestimmten Wert unterschreitet. Gestützt auf unterschiedliche
Experimente findet er
.