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9.2.7 Konvektiver Transport
Abschnitt 8.2.2 erläutert das Phänomen der numerischen Diffusivität.
Diese Testrechnung ist durchgeführt worden, um Eigenschaft und Stärke der
numerischen Diffusivität zu demonstrieren.
In einem 400 m langen, geraden, rechteckigen und ebenen Kanal wird
eine Strömung in Gang gesetzt, bis eine konstante Geschwindigkeit von 1,0 m/s
erreicht ist.
Die Berechnung wird zunächst fortgesetzt bis die Strömung stationär geworden ist.
Dann wird am Einlauf von einem Zeitschritt auf den anderen der Wert
einer zufließenden numerischen Konzentration9.4 von Null auf Eins gesetzt.
Die Diffusivität wird mit Null angesetzt.
Als exakte Lösung wäre nun zu erwarten, dass dieser scharfe Konzentrationssprung
von der mittleren Geschwindigkeit
gleichmäßig durch das Gebiet konvektiert wird.
Aber die in
Bild 26
gezeigte numerische Lösung
gibt ein anderes Bild wieder.
Bild 26a
zeigt das Längsprofil der numerischen Konzentration
für verschiedene COURANT-Zahlen Cr, siehe Gl. (8.3).
Dabei ist der von CASULLI [22] bereits beschriebene Effekt zu sehen,
dass die numerische Diffusivität mit größer werdender COURANT-Zahl abnimmt.
Bei der COURANT-Zahl Cr=0,1 wird im Vergleich zur Berechnung mit Cr=2,5
ein um den Faktor 25 kleinerer Zeitschritt verwendet.
Bei der Berechnung mit Cr=0,1 wird somit die 25-fache Anzahl
an Zeitschritten verwendet.
Dementsprechend mehr Interpolationen wurden ausgeführt, auf welche die
in
Bild 26a
sichtbar höhere numerische Diffusivität zurückzuführen
ist.
Die verschiedenen physikalischen Größen sind im Programm ,,casu`` an
unterschiedlichen Stellen diskretisiert, siehe
Bild 15.
Die bei der ELM notwendige
Bestimmung einer Feldgröße am Ursprung einer Bahnlinie erfordert eine
Interpolation. Diese erste Interpolation wird im Programm ,,casu`` auf der
Basis der Elemente durchgeführt, an deren Ecken sich Knoten befinden.
Wie in Abschnitt 8.2.2 bereits erläutert, werden die
Größen Geschwindigkeit und Turbulenz, die auf der Kantenmitte
diskretisiert sind, zuerst am Knoten interpoliert.
Diese zweite Interpolation erzeugt zusätzliche
numerische Diffusion. Um deren Effekt herauszuarbeiten, wurde die Testrechnung,
die im vorangegangenen Absatz für eine Konzentration beschrieben worden ist,
mit einer Turbulenzgröße wiederholt. Dazu mussten im Quellcode vom Programm ,,casu``
die Terme Produktion, Dissipation, Diffusion und Buoyancy ausgeschaltet werden.
Das
Bild 26b
vergleicht die Ergebnisse der
Konzentrationsberechnung mit denen der Turbulenzgrößenberechnung.
Es zeigt sich, dass die zweite Interpolation bei der Turbulenzgröße
erheblich zur numerischen Diffusion beiträgt.
Es ist bei dieser Testrechnung folgender Sonderfall beobachtet worden,
der nur in akademischen Testfällen auftritt:
Wenn die COURANT-Zahl Cr im gesamten Gebiet ganzzahlig ist,
dann verschwindet die numerische Diffusivität.
Dies hängt damit zusammen, dass in diesem Sonderfall die
numerische Konzentrationsverteilung in jedem Zeitschritt um eine ganzzahlige
Menge von Netzebenen versetzt wird.
Dieser Testfall hat die Kennung
,,rinnkon``
in der bereits angegebenen Quelle
http://www.wyrwa.de/casu/test.
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Jens WYRWA * 2003-11-05