folgt: 10. Auswertung
hinauf: 9.5 Suspendierte Sedimente
vorher: 9.5.2 Erosion
9.5.3 Deposition
Um sich dem Vorgang der Deposition9.19anzunähern, wurde in diesem Abschnitt ein
Testfall berechnet, in dem der absinkende Sedimentmassenstrom denjenigen
Massenstrom übertrifft, der von der Turbulenz durch Mischung nach oben
befördert wird. Dazu wurde das Beispiel gewählt, in dem WINTERWERP
[142] einen Turbulenzkollaps gefunden hat.
In diesem Beispiel beträgt die Wassertiefe 16 m. Das Wasser hat eine
tiefengemittelte Geschwindigkeit von 0,2 m/s, die durch die Vorgabe eines
Wasserspiegelgefälles von 1:2,2
, d. h. 0,92 mm in dem 2000 m
langen Berechnungsgebiet erzeugt wird. Dies entspricht einer Sohlrauheit von
1,0 mm. Das zufließende Wasser hat eine konstante Sedimentkonzentration von
0,024 g/l. Die Sinkgeschwindigkeit des Sediments beträgt 0,5 mm/s.
Der Vorgabe des Wasserspiegelgefälles entspricht eine
Schubspannungsgeschwindigkeit
= 0,0085 m/s. Diese wird nun
benutzt, um die Randbedingungungen für die Turbulenzgrößen k und
festzulegen. Gemäß Gl. (9.23) und (9.24)
werden die Werte an der Sohle so angesetzt, als ob sich der erste Knoten des
Berechnungsgebietes in 0,030 m Abstand von der Sohle und damit bereits in der
logarithmischen Schicht befindet. Am Zuströmrand wird in den unteren 1,5 m der
Wassertiefe eine Verteilung gemäß Gl.(9.23) und
(9.24) angesetzt. Bei Sohlabständen von mehr als 1,5 m sind
die Werte k und
konstant. Passend dazu stellt sich am Zuströmrand
ein Geschwindigkeitsprofil ein, das im sohlnahen Bereich logarithmisch ist.
Bild 42a
gibt die Berechnung von WINTERWERP [142]
wieder, die er mit seinem 1DV-Modell9.20erzielt hat. Die 2000 m Fließstrecke im 3D-Modell ,,casu`` entsprechen dabei
den ersten 167 Minuten Berechnungszeit von WINTERWERP.
Das entscheidende
Ergebnis dieses Abschnitts ist, dass unter den gegebenen Randbedingungen kein
stationärer Zustand mehr auftritt, wie in
Bild 42b
anhand der dort
gezeigten Längsschnitte der kinetischen Energie k der Turbulenz sichtbar wird.
Es ist erkennbar, dass die Turbulenz im oberen Teil des Wasserkörpers
abklingt. Dies ist zum einen auf die Vorgabe eines gemessen am stationären
Wert der Gerinneströmung zu großen Turbulenzgrades am Zuströmrand
zurückzuführen. Zum anderen baut das absinkende Sediment eine Dichteschichtung
auf, die ebenfalls turbulenzdämpfend wirkt. Wenn die Berechnung zeitlich
lange genug fortgesetzt wird, zeigt sich, dass es im hinteren Bereich des
Berechnungsgebietes periodisch immer wieder zum Aufwallen von Turbulenzflecken
kommt.
Einschränkend muss angemerkt werden, dass das Turbulenzmodell für die
Berechnung von kleinen turbulenten REYNOLDS-Zahlen nicht geeignet ist.
In diesem weitgehend abgeklungenen Zustand
unterschreiten die Turbulenzgrößen bereits die Clipping-Grenze (s. Abschnitt
8.3.2) und sind daher unrealistisch. Die Vorgabe der konstanten
Turbulenzgrößen an der Sohle steht nicht in Übereinstimmung mit der
nachlassenden Sohlschubspannung, die als Folge der abklingenden Turbulenz
angenommen werden muss. Bei einer Verfeinerung des Zeitschritts von 50 s auf
5 s zeigt sich, dass der wieder aufwallende Turbulenzfleck flacher ist. Aus
Gründen der Anschaulichkeit wird aber in
Bild 42b
die Berechnung mit
dem Zeitschritt
t=50 s wiedergegeben. Entfernt errinnert der
Turbulenzfleck an die kohärente Struktur, die von NEZU und NAKAGAWA
[89] als ,,bursting`` beschrieben wird. Für die
Berechnung von kohärenten Strukturen reicht aber die horizontale
Diskretisierung (20 m) nicht aus. Die vertikale Diskretisierung entspricht
derjenigen im Beispiel aus Abschnitt 9.3.3.
Trotz einiger Unzulänglichkeiten ist dieser Testfall in diese Arbeit
aufgenommen worden, da er deutlich macht, dass bei geringen
Fließgeschwindigkeiten, bei denen Deposition erfolgt, der
Turbulenzzustand langwellig instationär und leicht störanfällig ist.
So ist die turbulente Zeitskala, Gl. (7.9), am Einströmrand
oberhalb von 1,5 m Abstand von der Sohle mit
= 30 s bereits relativ
groß und nimmt mit der abklingenden Turbulenz im weiteren Verlauf der Strömung
noch zu. Insgesamt hat die Strömung allerdings eine REYNOLDS-Zahl von
Re=3,2
. Für die Abkopplung der oberen Wasserschichten von der
Sohlreibung ist die langsame Informationsübertragung in vertikaler
Richtung verantwortlich, siehe dazu auch die Bemerkung zu internen
Grenzschichten in Abschnitt 6.8.
Dieser Testfall hat die Kennung
,,deposi``
in der bereits
angegebenen Quelle http://www.wyrwa.de/casu/test.
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hinauf: 9.5 Suspendierte Sedimente
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Jens WYRWA * 2003-11-05